Wirtschaftlichkeit von Hygienemaßnahmen

Wirtschaftlichkeit von Hygienemaßnahmen


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Bild: www.freepik.com

Hygiene wird oft als Kostentreiber wahrgenommen. Die Vorteile der konsequenten Durchführung von Hygienemaßnahmen werden dagegen nicht gesehen oder können nicht erfasst werden. Doch Sparen am falschen Ende kann gerade bei diesem Thema gefährlich werden – für Patienten und Behandler.

 

Hygiene als Sekundärprozess

Ein großes Problem bei der Betrachtung der Hygiene als Kostenfaktor liegt in dem Umstand, dass mit der Hygiene selbst kein Geld verdient werden kann. Sie ist ein Unterstützungsprozess für die Arbeit, mit der das eigentliche Geld verdient wird: die Behandlung. Hier hilft ein Blick in das klassische Qualitätsmanagement. Gemäß den Qualitätsdimensionen (Struktur-, Prozess-, und Ergebnisqualität) kann das Ergebnis qualitativ nur so gut sein, wie die zugrundeliegende Struktur und die Prozesse, die zum Ergebnis führen. Mangelt es also beispielsweise an hygienisch einwandfrei aufbereiteten Instrumenten, ist es zweitrangig wie professionell die podologische Behandlung abläuft. Die maximal erreichbare Ergebnisqualität ist immer begrenzt durch die Gefahr einer Infektion durch unreine Instrumente. Dieses Prinzip lässt sich auf alle Hygienemaßnahmen übertragen.

 

Sichtbarkeit von Kosten

Das Präventionsparadoxon mit dem durch Christian Drosten in der Coronapandemie bekannt gewordene Zitat „There’s no glory in Prevention“ („Kein Ruhm für Prävention“), weist auf die eingeschränkte Wahrnehmbarkeit von eingesparten Kosten hin. Im Alltag sehen wir nur Kosten, die tatsächlich entstehen, so z. B. für angewandte Hygienemaßnahmen. Dabei scheint das, was von den Krankenkassen pro Behandlung als Hygienepauschale ausgezahlt wird (z. B. 5,20 Euro für die podologische Behandlung klein/groß1), nicht kostendeckend oder verhältnismäßig zu sein.

Was jedoch übersehen wird, weil es gar nicht realistisch bemessen werden kann, sind eingesparte Kosten, die im Falle einer Infektion entstanden wären. Hierzu können Schmerzensgelder, Verdienstausfälle, Bußgelder und Opportunitätskosten zählen. Letzteres sind keine echten Kosten, sondern entgangener Gewinn, beispielsweise durch Rufschädigung oder Zeit, die nicht zum Behandeln weiterer Patienten verwendet werden kann, weil man sich um die Korrektur entstandener Fehler kümmern muss. Insbesondere wenn sich auf dem regionalen Markt ausreichend viele Mitbewerber bewegen, kann ein durch Mundpropaganda – oder noch schlimmer medial – verbreiteter schlechter Ruf zu erheblichen Mindereinnahmen führen.

 

Sparen am richtigen Ende

Wie jeder andere Betrieb muss auch eine podologische Praxis mit Gewinnerzielungsabsicht handeln und wirtschaftlich sinnvoll agieren. Doch die Möglichkeiten zum Sparen wollen gut abgewogen sein – schließlich steht das Wohlergehen der Patienten und Mitarbeiter an erster Stelle. Jede Hygienemaßnahme kann als Puzzlestück verstanden werden. Fehlt ein Stück, ist das Gesamtbild unvollständig.

Um die Wirtschaftlichkeit zu wahren, können aber solche Einsparpotentiale genutzt werden, die sich nicht auf die Qualität der Hygiene auswirken. Sie entstehen beispielsweise durch das Verwenden von Großgebinden bei Verbrauchschemikalien2, der Verwendung von aufbereitbaren statt Einmalprodukten, Sterilisation in Containern statt in Folien und dem regelmäßigen Preisvergleich bei externen Dienstleistungen für Wartungen und Validierungen.

 

Quellen

1Gem. Anlage 2 zum GKV-Vertrag: https://www.gkv-spitzenverband.de/[..]/20231030_Podologie_Anlage_2_Verguetung.pdf

2Achtung: Desinfektionsmittel für Hände dürfen nicht ohne weiteres umgefüllt werden: https://vah-online.de/files/download/vah-mitteilungen/VAH_FAQ_Umfüllen_HM_5_24.pdf

Unser Autor

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Sascha Ruß 
Hygieneingenieur, M.Sc. 
physikalisch-technischer Laborleiter, 
Dozent für Hygiene und Mikrobiologie, Schlüchtern 
http://www.hyg-blog.de