Die GTO-Spange erfolgreich anwenden, Fehlerquellen vermeiden


Featurebild

Die GTO Spange ist eine dreiteilige Spangenkonstruktion; sowohl der Spangendraht, als auch die Schlaufen sind in zwei unterschiedlichen Drahtstärken erhältlich, was die Regulierung der Wirkung für Anwender einfach macht. Bei festeren, dickeren und wenig „biegefreudigen“ Nägeln kann mit starkem Material trotz Widerstand in der gleichen Zeit viel an Korrektur erreicht werden, wohingegen bei weichen, dünnen, elastischen Nägeln mit den dünnen Drahtstärken eine feindosierte Wirkung ohne Verletzungsgefahr möglich ist.

 

Wirkmechanismen

Bei der GTO Spange kommen vor allem Zug- und Hebelwirkung zum Einsatz. Mit dem Zusammenziehen der Schlaufe wird Zug auf die Schenkel aufgebaut, was die Nagelseiten aus dem Falz zieht. Die Schenkel werden entweder passiv – genau auf der Nagelkrümmung aufliegend – gebogen oder flacher, sodass ein mehr oder weniger stark wirksamer Hebel entsteht, wenn die Schlaufe den Schenkel beim Aktivieren nach unten zieht. Je steiler der Schenkel absteht, desto stärker der Hebel. Diese Hebelwirkung kann gewünscht und genutzt werden, aber auch als Fehlerquelle zu einer Überdosierung und Traumatisierung führen.

 

5 Fehlerquellen bei der Anwendung

1. Kontraindikationen & Komplikationen
Vor der Anwendung sollten Kontraindikationen und Komplikations-Faktoren abgefragt werden: Besteht eine Allergie auf das Material? Stimmt die Zusammenarbeit und ist die Rollen- und Arbeitsverteilung (Tragehinweise, Kontrolle, Pflege, Hygiene, Schnitt, Sondieren, Tamponieren) klar? Passt die Maßnahme zum Patienten (Ängste, Lebensumstände, Termintreue, Begleiterkrankungen)?

 

2. Fehler an den Häkchen
Fehler an der Konstruktion führen zu vermeidbaren Reklamationen. Zum Beispiel:

  • Schlecht entgratete Häkchen führen immer zu Piksen, Rötung, Entzündung im Nagelfalz. Tipp: Mit einer Metallfeile glätten, vor allem an der Außenkante, um die scharfen Drahtkanten abzumildern. Vor dem Verdrillen immer einen Provokationstest machen, indem man den Nagelwall gegen die Spange drückt: Wenn es jetzt pikst, noch einmal nachfeilen.
  • Häkchen zu klein: Ein zu enges Häkchen greift nicht unter der Nagelplatte. Tipp: Eher zu groß biegen und schrittweise kleiner machen. Ist es einmal doch zu eng gebogen, eignet sich die super-feine Rundzange zum Aufbiegen. Tipp: die Biegezange mini von Gerlach.
  • Häkchen zu groß: Große Haken reizen den Nagelfalz und führen zu Kerben und Verhornung. Tipp: Noch einmal nachbiegen, bis die Nagelplattenstärke erreicht ist.

3. Ausrichtung nicht orthogonal
Omega und Häkchen müssen wie ein Diadem liegen. Dabei darf weder das Omega nach vorne oder hinten gekippt sein, noch dürfen die Häkchen nach oben oder unten abweichen (s. Abb. 1). Jede Verwringung in der Ausrichtung führt bei der Aktivierung der Schlaufe zu einer Lageveränderung im Falz, und damit fast immer zu Reizungen, Piksen und Entzündung. Hier lohnt es sich, Zeit in die sorgfältige Kontrolle der Ausrichtung zu investieren!

 

4. Fehler an den Schenkeln
Ungleich lange Schenkel: In der Theorie soll der Mittelpunkt jeder Spangenkonstruktion genau über dem höchsten Punkt der Nagelwölbung liegen. Wenn die Nagelplatte bei Pinzetten-, Tüten- oder Rollnägeln sehr stark aufgewölbt ist, kann das Versiegeln der Schlaufe auf dem höchsten Punkt zu mehr Druck auf dem Nagel führen.

Tipps:

  • Aufklärung über passendes Schuhwerk: Der Schuh muss sich den Zehen anpassen, nicht umgekehrt.
  • Verlagern des Mittelpunktes neben den höchsten Punkt: Die Wirkung ist trotzdem gut (bei Bedarf kann zusätzlich mit Hebeln gearbeitet werden) und das Niveau der Versiegelung ragt nicht über das Nageldach. (s. Abb. 2)

Die Spange greift nicht, obwohl das Häkchen passt: Die Schenkel sind zu wenig gebogen, der Hebel zu stark. Tipp: Bei seitlicher Randfaltung des Nagels oder bei stark gerollten Nägeln hilft eine Überbiegung kurz vor dem Häkchen (s. Abb. 3).

 

5. Wirkung zu schwach
Der Nagel reagiert nicht: Trotz passender Wirkweise kann es während der Behandlung zu „Überraschungen“ kommen, wenn der Nagel langsamer oder gar nicht reagiert. Neben dem Anpassen des Materials (festerer Draht & Schlaufe, mehr Hebel durch flachere Schenkelbiegung) sollten zuhause konsequent Hilfsmittel genutzt werden: Tipp: Nagelöl und Nagelweicher-Tinktur als Booster verwenden, um die Nägel elastisch und biegefreudiger zu pflegen(z.B. GEHWOL med Nagel- und Hautschutz-Öl, GEHWOL med Nagelweicher).

 

Fazit

Materialeigenschaften und Fehlerquellen zu kennen hat viele Vorteile: Zum einen können die Anwendung effizient gestaltet und Fehler ohne großen Aufwand vermieden werden. Und sollten doch einmal Fehler passieren, ist die Ursachenforschung schnell und einfach, was uns Fuß-Profis das souveräne und professionelle Reagieren leichter macht.

Abb-1

Abb. 1
Oben nicht orthogonal – das Häkchen steht hoch und ist nicht entgratet. Unten beides orthogonal bereinigt – Schenkel, Omega und Häkchen stehen senkrecht zueinander und liegen glatt auf der Oberfläche auf; das Häkchen ist weich entgratet.

Abb2

Abb. 2
Echte Versiegelung steht hoch und drückt. Verlagerung in grün markierten Bereich ist möglich, ohne die Wirkung zu schmälern.

Abb3

Abb. 3
Überbiegen mit der feinen Rundzange vor dem Häkchen lässt die Spange besser greifen

Kurzanleitung zum Anlegen der GTO Spange

Abb4