Biomechanische Basics für die Druckentlastung


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Druckentlastung ist ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Fußbehandlung. Falsche Druckeinwirkung verursacht einen Großteil der Beschwerden und Schäden am Fuß, und umgekehrt ist eine konsequente Entlastung der Schlüssel zur Vorbeugung und zur Heilung. Eigentlich ganz einfach, wenn ein paar Grundlagen der Biomechanik angewendet werden. In diesem Beitrag werden typische Belastungszonen und dazu passende, konfektionierte Entlastungsmaßnahmen zusammengefasst.

 

Biomechanik und Ursachen für Beschwerden

Da unsere Füße den ganzen Tag unter Belastung stehen und in Bewegung sind (im besten Fall sollten wir mehrere tausend Schritte am Tag gehen!) und obendrein noch in verschiedenen Schuhen stecken, ist eine Entlastung gar nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Das biomechanische Prinzip ist immer das gleiche: Der physikalische Druck soll von der punktuell betroffenen Stelle auf eine größere Fläche gestreut und dadurch reduziert werden. Praktisch funktioniert das am besten, indem zum Beispiel betroffenes, schmerzhaft verhorntes oder entzündetes Gewebe von einem „Wall“ aus Druckschutz umgeben wird. Die Mitte, also die schmerzende Stelle, bleibt dabei ausgespart beziehungsweise freigelegt. Der Aufbau ist dabei so hoch, dass das Material die Belastung von der schmerzenden Stelle abhält und auf eine breite Oberfläche verteilt. Die Aussparung ist das i-Tüpfelchen, das die Entlastung bringt.

Das machen im Übrigen unsere Patientinnen und Patienten bei der Eigenanwendung oft falsch: Genau auf die schmerzende Stelle wird der Druckschutz gepackt oder ein dickes Pflaster geklebt, was die Probleme noch verstärkt. Aussparen und Druck umverteilen sind die wichtigsten biomechanischen Ziele.

 

Typische Druckstellen einfach entlastet

Zehenkuppen: Hühneraugen und Schwielen auf dem Apex, typischerweise an den mittleren Zehen bei Hammer- oder Krallenzehen, werden mit einem Hammerzehen-Polster geschützt. Diese am zweiten Zeh eingehängte Rolle aus Leder oder Silikon, auch als Zehenmaus bezeichnet, hebt und streckt die Zehen beim Abrollvorgang und verhindert so die punktuelle Druckspitze auf der Zehenkuppe. Das schützt nicht nur die Haut, sondern auch den Nagel, der (ohne Hilfsmittel) über die Jahre zunächst verhornt und verdickt. Langfristig droht der Verlust der Nagelplatte, weil sich durch das Auftreten auf der Zehenkuppe der Nagel vom Nagelbett löst, was zum Schutz der Zehenbeere verhindert werden sollte. GEHWOL Hammerzehen-Polster G links

Hühneraugen auf den Zehengelenken: Bei Krallenzehen entwickeln sich Clavi dorsal auf den PIP-Gelenken (Zehenmittelgelenke), da die Haut an den Schuhen reibt; im schlimmsten Fall entzünden sich diese Hühneraugen, und sind ein ständiges Ärgernis bis hin zur chronischen Wunde. Eine Entlastung gelingt am besten mit Zehenringen aus Silikon oder Schaumstoff, mit oder ohne Trikotüberzug, die eine Aussparung haben. Wenn der Ring über den Zeh bis an die Basis gezogen wird, liegt das Hühnerauge in der Aussparung frei. Das ist je nach Deformierungsgrad nicht ganz einfach, bringt aber bei der richtigen Ring-Dicke beste Ergebnisse.

Ein etwas kleinerer Ring mit Aussparung kann auch hervorragend bei Beschwerden am kleinen Zeh, bei Blasen, seitlichen Hühneraugen oder verhorntem Kleinzehennagel eingesetzt werden. GEHWOL Hühneraugen-Schutzpolster-Ring G

Interdigitale Clavi: Im Zehenzwischenraum sind Zehenzwischenkeile sehr erfolgreich anwendbar. Ob Silikon oder Schaumstoff, mit Aussparung oder ohne – es gibt für alle Anwendungen das Passende. Wichtig ist, dass auch hier die Schuhe so weit sein sollten, dass der Druck durch ein Hilfsmittel nicht Beschwerden an anderen Stellen verursacht (z. B. an der Kleinzehenseite). GEHWOL Zehenteiler

Unguis incarnatus: Reizungen im seitlichen Nagelfalz werden oft durch Reibung zwischen dem 1. und 2. Zeh verursacht. Enge Schuhe und aneinanderreibende Zehen drücken die Nagelkante ins Weichteilgewebe, was zu Einschnitten und Entzündungen führen kann. Ein dicker Zehenzwischenkeil kann den seitlichen Nagelrand auf Abstand halten und so den Nagelfalz entlasten. Angewendet wird er zur akuten Entlastung, sobald die Beschwerden aufflammen und in Belastungssituationen (z. B. beim Sport). GEHWOL Zehenteile GD

 

Entlastung führt zum Erfolg

Die richtigen Druckschutzprodukte passen „wie die Faust aufs Auge“ – sie schmiegen sich bequem an und entlasten die betroffenen Stellen, ohne Druck auf andere Zonen auszuüben. Mit ihrer Anwendung verhelfen sie zu nachhaltigem Behandlungserfolg, indem sie Verhornung und Reibung und damit die Ursache für vermeidbare Fußbeschwerden nachhaltig verhindern. Und nicht zuletzt erhöhen diese kleinen Hilfsmittel den Spaß an der Arbeit indem sie uns Therapeutinnen und Therapeuten glückliche Patienten bescheren.

Unsere Autorin

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Anja Stoffel 
Physiotherapeutin und Podologin B.Sc. und sek. HP 
Fachdozentin und Praxisanleiterin für Berufe im Gesundheitswesen, Karlstein 
www.podovision.de
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