Die Plantarfasziitis


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Bei einer Plantarfasziitis handelt es sich um eine schmerzhafte, entzündliche, überbeanspruchte Fußsohlensehnenplatte (Plantarfaszie oder -aponeurose), besonders am Tuber calcanei (dorsaler Höcker am Kalkaneus = Fersenbein). Nach Literaturangaben erkranken daran etwa 10 Prozent der Menschen einmal im Leben. Einseitig tritt die Erkrankung etwa bei 70 Prozent der Betroffenen auf. 

 

Anatomische Grundlagen der Plantarfaszie

Sie hat ihren Ursprung am anterioren (vorderen) und medialen (zur Körpermitte hin) Tuber calcanei (dorsaler Höcker am Fersenbein) und verläuft unter dem Muskulus flexor digitorum brevis (kurzer Zehenbeuger) mit relativ schmaler Ausprägung. In der Mittelfußregion, hier als kräftige dreieckige Sehnenplatte, bewirkt sie die Verspannung mithilfe von fünf aufgefächerten Längszügeln (Fasciculi longitudinales), die an den Grundphalangen (Zehengrundgliedern) ansetzen. Weitere Querfasern (Fasciculi transversi) garantieren, durch Verbindung mit den Längszügeln, zusätzlich die Stabilität des Fußes. Die Verankerung durch Ursprung und Ansatz der Plantarfaszie führt bei Belastung des Fußes zu ihrer Anspannung und unterstützt damit die diffizile und komplexe Gewölbekonstruktion.

 

Ursachen

Chronische Fersenschmerzen basieren am häufigsten auf einer vorliegenden Plantarfasziitis.

Als Auslöser kommen infrage: 

  • Adipositas (Übergewicht)
  • Permanente stehende Berufe
  • Sportler mit Lauf- und Sprungdisziplinen
  • Vorliegende Fußdeformitäten
  • Plantarer Fersensporn
  • Verkürzte Wadenmuskulatur
  • Unzweckmäßiges Schuhwerk
  • Mikrotraumen
  • Altersabhängige Degeneration
  • Fußgicht (Podagra)

 

Klinische Symptome

Anfangs schildern Betroffene Schmerzen am medialen (inneren) Fußrand bei Belastung. Im weiteren Verlauf besteht morgens, nach dem Aufstehen, ein heftiger Anlauf Fersenschmerz, der nach kurzer Belastung nachlässt, aber nach verstärkter Belastung dann wieder zunimmt. Hinzu kommt ein Ausstrahlungsschmerz in die gesamte Fußsohle.  In der entzündlichen Phase wird gelegentlich eine Rötung am medialen Fußsohlenrand sichtbar (siehe Abb. 1 a und b). Bei der Palpation an der Vorderunterkante des Fersenbeins wird meistens ein heftiger stechender Schmerz vom Betroffenen angegeben. Sportler spüren zu Beginn der Belastung Schmerzen in der Plantarfaszie, die sich in der Aufwärmphase minimieren. Nach Abschluss des Trainings kommt es erneut zu heftigen Schmerzen in der Fußsohle.

 

Diagnostik

Betroffene schildern bei der Erhebung der Anamnese meistens einen typischen stechenden Fersenschmerz, besonders morgens nach dem Aufstehen. Zur Entlastung erfolgt die Abrollung des Fußes beim Gehen auf dem Fußaußenrand. Zur Abklärung einer Plantarfasziitis kommt zunächst als bildgebende Diagnostik die Sonografie zum Einsatz. Hier zeigen sich eine deutliche Verdickung der Plantarfaszie etwa von 6 bis 10 Millimetern, unscharfe Randkonturen und hypoechogene Flächen. Am gesunden Fuß beträgt die Fasziendicke in der Regel etwa 4 Millimeter. Eine Verdickung der Fußsohlensehnenplatte ab 6 Millimetern ist als pathologisch zu bewerten. Zu beachten ist, dass nach erfolgreicher Therapie die verdickte Plantarfaszie wieder abnimmt, sodass eine objektive Beurteilung in der sonografischen Langzeitbeurteilung möglich ist. Des Weiteren können mithilfe der Sonografie Kalkeinlagerungen, Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung) und/oder Bursitis (Schleimbeutelentzündung) am Fuß ausgeschlossen werden.

Auf den konventionellen Röntgenaufnahmen ist häufig ein plantarer Fersensporn als bisheriger Zufallsbefund zu erkennen. Dieser Knochensporn kann zur erhöhten Zugbelastung der Sehnenplatte führen. Weiterhin werden röntgenologisch ossäre Prozesse ausgeschlossen, wie zum Beispiel Tumore, Arthrose in den Sprunggelenken oder übrigen Fußgelenken sowie eine Stressfraktur im Kalkaneus (Fersenbein).

Letztlich können mit der Magnetresonanztomografie (MRT) das Ausmaß einer Entzündung, lokale Erweichungsprozesse, eine partielle (teilweise) oder totale Ruptur der Plantarfaszie und Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Tarsaltunnel-Syndrom (Kompressionssyndrom des Nervus tibialis = Schienbeinnerv), Knochenödem oder degenerative Gelenkveränderungen erfasst werden (siehe Abb. 2 a und b).

Differentialdiagnostisch sollten Erkrankungen mit ähnlichen klinischen Symptomen ausgeschlossen werden wie zum Beispiel eine Kalkaneusstressfraktur (Ermüdungsbruch am Fersenbein), eine Ruptur (Riss) der Plantarfaszie, Tumore, eine Infektion, Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew aus dem rheumatischen Formenkreis, häufig mit begleitendem plantaren Fersensporn), rheumatoide Arthritis, Tarsaltunnel-Syndrom, Psoriasis-Arthritis (Gelenkentzündung bei Schuppenflechte), Tendinitis des Muskulus flexor hallucis longus (Sehnenentzündung des langen Großzehenbeugers) oder eine Atrophie (Rückbildung) des plantaren Fettpolsters.

 

Konservative Therapie

In den meisten Fällen, etwa zu 95 Prozent, erweist sich eine konservative Therapie als hilfreich. In der akuten Phase steht eine Belastungspause im Vordergrund und damit eine Schonung des Fußes von ständigem Stehen, längerem Gehen oder Laufen. Für Sportler ist vorübergehend eine Pause von Sprung- und Laufübungen notwendig. Des Weiteren sind Kryotherapie und eine temporäre Hochlagerung des Fußes empfehlenswert. Medikamentös zur Schmerzlinderung sind Analgetika oder kurzzeitig NSAR, also nicht steroidale Antirheumatika (ohne Kortison) ratsam. Mithilfe eines anschließenden Kineso-Tapings, dem sogenannten „Low Dye“-Taping, können Spannung und Druck in der Sehnenplatte reduziert werden. Anschließend kommt eine Ultraschallbehandlung in Betracht. Physiotherapeutisch sind Massagen quer zur Faserrichtung, die sogenannte Querfriktion nach Cyriax, erfolgreich. Ein konsequentes tägliches Übungsprogramm beinhaltet - nach Anleitung - Dehnübungen der Waden- und Fußmuskulatur. Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bewirkt durch hochenergetische Schallwellen eine Durchblutungsförderung, wodurch angeregte Wachstumsfaktoren den Heilungsprozess fördern. Eine Röntgentiefenbestrahlung zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung kann nach erfolgloser konservativer Therapie versucht werden, wobei Nebenwirkungen abzuwägen sind.

Orthopädietechnisch kommen beiderseits Silikonfersenkissen oder idealerweise ein weiches und zugleich formgebendes Fersenpolster aus hochelastischem und hypoallergenem Polymergel (z. B. GEHWOL Fersenpolster G vom Fußspezialisten, siehe Abb. 3) in Betracht sowie zum Abfangen von Stauch- und Scherbelastungen bei sportlicher Betätigung sogenannte Nova PED sports Einlagen mit einer Aussparung der Plantarfaszie und des Ansatzes (z. B. von Schein Orthopädie Service, siehe Abb. 4). Individuell gefertigte orthopädische Weichbettungen in Sandwichtechnik dienen zusätzlich zur Abstützung des medialen Längsfußgewölbes. Im Falle einer häufig vorliegenden ungünstigen Pronation (Anhebung des Fußaußenrandes) kommt außerdem eine Korrektur des Fußes hinzu.

 

Operative Therapie

Nach erfolgloser konservativer Therapie kommt alternativ endoskopisch ein Weichteil-Release (minimalinvasive Technik oder sogenannte “Schlüssellochoperation“) am medialen (inneren) Rand der Plantarfaszie (partielle Einkerbung) zur Beseitigung der Anspannung infrage. Postoperativ ist eine kurzzeitige Hochlagerung des Fußes und Entlastung bis zum Abschluss der Wundheilung zu empfehlen.

 

Tipp zur Prophylaxe

Wichtig ist vor allem für Sportler, vor dem Training ein sorgfältiges Stretching der Waden- und Fußmuskulatur durchzuführen, wobei die Dehnung für etwa 30 Sekunden gehalten wird. Danach folgen eine kurze Entspannung und Wiederholung der Dehnung.

 

Patientenfall

Abb-1a
Abb1b

Abb. 1 a-b: Plantarfasziitis am linken Fuß
Eine 62-jährige ehemalige aktive Sportlerin (Handball und Fechten) gab heftige Schmerzen am medialen Rand der Fußsohle vor allem bei Belastung an. Es besteht eine Schwellung und Rötung in dieser Region.

Abb2a
Abb2b

Abb. 2 a und b
Die Magnetresonanztomografie beider Füße einer 45-jährigen Frau zeigt auf den Seitenaufnahmen eine Plantarfasziitis beiderseits. Im Ansatzbereich der Plantarfaszie liegt links eine Verdickung von 6 Millimetern und rechts von 9 Millimetern, mit typischer trompetenförmiger Deformierung, vor.

Abb3

Abb. 3 GEHWOL Fersenpolster G
Spezielle Polster aus hypoallergenem Polymergel sind optimal angepasst an die Belastungszone des Fußes. Durch die Verarbeitung in verschiedenen Härtegraden (Shore-Härten) nehmen die Polster Druckspitzen an der Ferse auf und leiten diese zur notwendigen Druckumverteilung auf die gesamte Fußsohle ab.

Abb4

Abb. 4 Einlage für Sportler
Langsohlige Nova PED sports Einlage (Firma Schein Ortholpädie Service) besitzt eine Aussparung der Plantarfaszie und ihres Ansatzes am Fersenbein.

Unsere Autorin

MR-2

Dr. med. Renate Wolansky
Fachärztin für Orthopädie, Sportmedizin, Naumburg