Wundversorgung in der Podologie: mehr als Mull

Wundversorgung in der Podologie: mehr als Mull


Featurebild

Bild: simarik I www.istockphoto.com

Der Arbeitsbereich des Podologen ist sehr weitläufig. Während einer qualifizierten Ausbildung nimmt nicht nur das Abtragen von Hornhaut oder Spangentechnik einen großen Stellenwert ein, sondern auch andere Bereiche wie die Versorgung von Wunden. Zwar findet das eigentliche Wundmanagement nicht in der podologischen Praxis statt. Die geltende Rechtslage besagt, dass die Wundversorgung eine Form der Heilkunde darstellt und demnach nicht zum Kompetenzbereich eines Fußpflegers gehört. Nur speziell qualifiziertes Fachpersonal darf auf ärztliche Anordnung die Wundversorgung vornehmen. Zur Leistung Erster Hilfe sind wir im akuten Fall aber immer verpflichtet. Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar.

Wer allerdings als Laie die Grenze zur heilkundlichen Wundversorgung überschreitet, macht sich unter Umständen wegen des Tatbestandes einer Körperverletzung strafbar. Dennoch ist es von großer Wichtigkeit, dass wir Fußpflegespezialisten uns über unterschiedliche Verbandsmaterialien und ihrer Anwendungen auskennen und dementsprechend weiterbilden.

 

Wunden in der Praxis

Die häufigsten akuten Wunden, die uns in der Praxis begegnen und die versorgt werden sollten, sind Risswunden (dazu zählen auch Rhagaden), Hautblasen, Hautablösungen (oft bei Diabetikern bzw. Personen mit Neuropathie) und Schnittwunden (entstehen oft bei der Behandlung von eingewachsenen Nägeln).

Der Wundheilungsprozess unterliegt vier Phasen:

  1. Exsudative Phase: Provisorischer Wundheilungsverschluss durch Blutbestandteile und Fibrinausfällung (Krustenbildung).
  2. Resorptive Phase: Einwandern von Leukozyten, Histozyten. Autolytische und fermentative Vorgänge zur Beseitigung des avitalen Gewebes.
  3. Proliferative Phase: Einwanderung von Fibroblasten, Gefäßproliferation und Neubildung von Kapillaren und Gewebe.
  4. Reparative Phase: Kollagenbildung (Zunahme der Reißfestigkeit), Epithelisierung, Narbenbildung.

Das Ziel der Wundbehandlung ist, den Organismus beim Heilungsprozess zu unterstützen, die Regeneration sowie Reparation des geschädigten Gewebes anzuregen und die Besiedlung mit Keimen möglichst zu verhindern. Die Wunde sollte so genau wie möglich bewertet sowie Verletzungen und Grunderkrankungen mit einbezogen werden. Eine exakte Diagnose darf hier jedoch nur der Arzt stellen. Dokumentieren Sie Ihren Befund dennoch in der Patientenkartei und verweisen Sie den Kunden nach der Erstversorgung an einen Mediziner. Die Wunde sollte durch einen Verband oder ein Pflaster abgedeckt werden.

 

Unterschiede der Verbandstoffe

Um eine Wunde zu versorgen, sollten wir einige notwendige Kenntnisse über Wundverbände haben. Verbandsstoffe sind Medizinprodukte, solange es sich nicht um Wirkstoffträger handelt und damit um Arzneimittel. Bei einem Wundverband ist auf die verschiedenen Eigenschaften zu achten. Die Wahl des Verbandes, ob zur Entlastung, zur Abdeckung, zur Fixierung, hängt zum Beispiel von der Art der Wunde (feucht, trocken etc.) oder auch von der Lage (plantar, interdigital etc.) ab. So unterscheiden sich auch die Grundstoffe und die Form. Für Zehen etwa eignen sich beispielsweise Schlauchverbände wie der tg® Schlauchverband von GEHWOL TECH.

Die Grundstoffe für Verbandsmaterialien reichen von Baumwolle bis Schaumstoff. Baumwolle ist ein natürlicher Stoff, der aus der Baumwollpflanze gewonnen wird. Es ist ein sehr saugfähiges Material, das Flüssigkeiten hervorragend aufnimmt, aber dabei luftdurchlässig bleibt. Zellwolle ist eine Naturfaser, die aus umgewandelten Zellulosefasern hergestellt wird. Die Zellulosefasern werden aus Holzspänen gewonnen und zu Zellstoff verarbeitet, nicht verarbeitungsfähige Fasern werden dann chemisch umgewandelt. Sie ist sehr saugfähig und eher unelastisch. Vliesstoffe sind Faserverbundstoffe. Baum- und Zellwolle werden hier durch ein chemisches Verfahren miteinander verbunden.

Verbände bestehen meist aus Baum-, Vlies- oder Zellwolle. Gemischte Materialien haben darüber hinaus verschiedene Vorteile. Gerade wenn es um die Abdeckung geht, sollte die Gefahr des Verklebens mit der Wunde beachtet werden. So verhindert die kohäsive, elastische Fixierbinde Peha-haft etwa ein Verkleben mit der Wunde. Das Material besteht aus Viskose, Baumwolle und Polyamid. Solche Verbände können direkt auf die Wunde gegeben werden.

 

Trockene Abdeckung und Entlastung

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten der Abdeckung einer Wunde: trocken, feucht und mit Salbenkompressen. Die Wundauflage sollte dabei folgende Kriterien erfüllen:

  • ausreichend saugfähig (zur Aufnahme des Wundsekrets)
  • gaspermeabel („Luft- und Sauerstoffaustausch“)
  • atraumatisch (d. h. nicht mit der Wunde verkleben)
  • mechanisch und biochemisch reizlos (keine Reibung und keine Reaktion mit der Wunde)
  • neutrales Verhalten gegenüber den Präparaten zur Wundbehandlung

Eine trockene Abdeckung ist ein Pflaster, etwa Curaplast® Sensitiv, oder eine sterile Kompresse, die auf der Wunde fixiert wird. Im Rahmen der Ersten Hilfe dient ein solcher Verband zur Blutstillung und zum Schutz vor weiteren äußeren Einflüssen. Auch Nahtwunden werden in den meisten Fällen durch eine trockene Abdeckung vor Keimen geschützt. Das Pflaster oder der Verband dient dabei auch zum Schutz bei eventuellen Sickerblutungen und fängt Druck von außen ab.

In der Fußpflegepraxis kommen zudem Entlastungsverbände zum Einsatz. Dabei gilt es, den empfindlichen Bereich abzupolstern und diese Polsterung entsprechend zu befestigen, etwa bei Hammerzehen oder einem Hallux valgus. Hier eignen sich zum Beispiel entlastende Verbandstoff-Platten wie LIGASANO®.

 

Offene, sekundär heilende Wunden

Zur feuchten Wundabdeckung gibt es eine Vielzahl entsprechender hydroaktiver Auflagen. Diese erfüllen mehrere Funktionen gleichzeitig: Sie reinigen und schaffen ein physiologisches Mikroklima. Sie fördern die Zellteilung sowie den Zellaufbau und dadurch die Hautbildung. Für viele haben sie zudem einen schmerzlindernden Effekt. Eine feuchte Abdeckung wird zur Behandlung von offenen, sekundär heilenden Wunden verwendet. Am Fuß sind dies beispielsweise offene Stellen durch einen Hallux valgus. Aber auch eine geöffnete Blase ist eine solche offene Wunde, bei der sich die Behandlung mit einem Blasenpflaster mit Hydrokolloid-System bewährt hat, etwa dem GEHWOL Blasenpflaster.

Salbenkompressen werden angewendet, wenn eine Wunde mit einem Wirkstoff penetriert werden soll. Ein solcher Verband sorgt dafür, dass die Wunde geschmeidig bleibt, schützt sie vor dem Austrocknen und vor dem Verkleben der Auflage mit der Wunde. Dabei ist wichtig, dass die Salbe gaspermeabel und durchlässig für Wundsekrete ist. Sonst droht Infektionsgefahr.

 

Hinweis:

Das gesamte Sortiment für die GEHWOL Wundversorgung finden Sie hier: https://www.gehwol.de/Produkte/GERLACH-Technik/Wundversorgung;
und für Pflaster hier: https://www.gehwol.de/Produkte/Druckschutz/Pflaster sowie https://www.gehwol.de/Produkte/Druckschutz/Filz-/-Schaum

 

Quelle:

Medikamentenkunde des Verlag Neuer Merkur
Maren Bloß
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1026432357

 

Unsere Autorin

Autorenbild

Melanie Roithner
Podologin, Bad Harzburg
www.podologie.land
www.podologieseminare.de