Papillomatose


Papillomatose

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Bei Papillomen handelt es sich um gutartige infektiöse Wucherungen der Haut oder Schleimhaut, die durch humane Papilloma-Viren (HPV aus der großen Gruppe der DNA-Viren, synonym Warzenvirus) ausgelöst werden. Die Hautveränderungen (Papillomatose) können am ganzen Körper auftreten.

Als größtes Organ des Menschen bedeckt die sensible, dehnbare und elastische Haut (Cutis) den gesamten Körper und schützt die äußere Oberfläche. Dabei nimmt sie eine Fläche von etwa 1,6 bis 2 Quadratmetern ein. Ferner ist sie etwa 0,1 bis 4 Millimeter dick. Das Gewicht beträgt zirka 15 Prozent des jeweiligen Körpergewichts. Die Einteilung der Haut erfolgt in 3 Schichten:

  1. Epidermis (Oberhaut)
  2. Corium (Dermis oder Lederhaut)
  3. Subcutis (Unterhaut)

Die Haut besitzt wichtige Funktionen. So dient sie als Schutzhülle, Sinnesorgan, Speicherorgan, Temperaturregler und Absonderungsorgan.

 

Ursachen der Papillomatose

Häufig besteht bei dem Betroffenen ein geschwächtes Immunsystem, welches durch eine Organtransplantation, Aids (HIV), Diabetes mellitus, bösartige (maligne) Tumore, Hormonumstellung (Schwangerschaft, Klimakterium), Drogenmissbrauch (Drogenabusus) oder auch Stress ausgelöst werden kann. Bei einer Papillomatose liegt eine Erweiterung (Dilatation) und verstärkte Durchlässigkeit (Permeabilität) in der Endothelmembran der Papillarschicht der Lederhaut (Dermis oder Coriums) vor.

 

Klinische Symptomatik

Die Erkrankung tritt auf zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr (Prädilektionsalter). Einen Unterschied bei den Geschlechtern gibt es nicht. Die Größe der Wucherungen ist sehr variabel und kann bis zu einem Zentimeter betragen. Meistens bilden sich eine Vielzahl exophytischer (nach außen), rauer und blumenkohlähnlicher Papillome, die zerklüftet und teilweise gestielt sind. Die Oberfläche weist typische hyperkeratotische Veränderungen (Verdickung der Hornschicht (Corium)) auf. Die Farbe der gutartigen Wucherungen variiert von hautfarben, gräulich bis blau. Typische Lokalisationen sind die Extremitäten, hierbei vor allem distaler Unterschenkel und Füße (Abb. 1, 2 a und b), Mundhöhle, Wangen, Innenseiten der Lippen oder der Zunge und letztlich Organe. Die klassischen Entzündungszeichen wie Hitze (Calor), Rötung (Rubor), Schmerz (Dolor), Funktionseinschränkung (Functio laesa) liegen in der Regel meistens nicht vor. Die Ausnahme bilden Schwellungen (Tumor). Sehr selten kann sich aus den ursprünglich gutartigen (benignen) Papillomen ein bösartiger (maligner) Tumor, ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom, entwickeln.

 

Diagnostik

Mit der Erhebung einer expliziten Anamnese können zunächst vorliegende Grundkrankheiten ermittelt werden. Typische himbeerartige Hautveränderungen fallen sofort bei der Inspektion (Sichtbefund) auf. Mithilfe einer Probeentnahme von Gewebe (Biopsie) und letztlich einer Immunhistochemie (Nachweis Virus auslösender Antigene in einem Speziallabor) kann die Diagnose der Tropenkrankheit abgeklärt und damit ausgeschlossen werden. Der histologische Befund einer Biopsie weist fingerförmige, Gefäß führende verästelte Ausstülpungen der bindegewebigen Papillen (Papillenschicht oder sogenannte „Zapfenschicht“ des Coriums (Lederhaut)) mit einem oberflächlich versehenen Plattenepithel auf.

Differentialdiagnostisch kommen Alterswarzen (seborrhoische Keratosen), Flachwarzen bei Jugendlichen (Verruca plana juvenilis ausgelöst durch Papillomaviren), verstärkte Verhornung durch permanente Sonnenexposition (aktinische Keratose), stark pigmentierte braune oder rötlich-violette Läsionen mit verstärkter Verhornung und starkem Juckreiz (Lichen ruber verrucosus mit stark warzenartiger Hyperkeratose) und letztlich schwarzer Hautkrebs (bösartiges, malignes Melanom) infrage.

 

Therapiemöglichkeiten der Papillomatose

Eine wirkungsvolle spezifische Behandlung der Krankheitsursache (Kausalbehandlung) der durch HPV ausgelösten Papillome mithilfe von Virustatika existiert bisher nicht. Die Betroffenen sollten bei dieser Infektionskrankheit die täglichen Hygienemaßnahmen gewissenhaft einhalten. Zu Beginn der lokalen Behandlung, tags- und nachtsüber, eignen sich Hausmittel mit antiviraler, antiseptischer und immunstimulierender Wirkung. Oftmals wird dadurch eine Austrocknung der exophytischen Wucherungen erreicht. Die folgenden Externas (Auftrag mithilfe eines Wattebauschs und Verband) sind hierzu empfehlenswert:

  • Teebaumöl
  • Apfelessig
  • Propolis (Baustoff der Bienenwabe) oder
  • in Wasser aufgelöstes Aspirin.

Alternativ kann die Anwendung von Schöllkraut, Wolfsmilch oder gemeinem Seidelbast versucht werden.

Des Weiteren sind Krems, Gele und Lösungen mit keratolytischer, virostatischer und Immunsystem stimulierender Wirkung ratsam wie zum Beispiel die Arzneistoffe Fluorouracil oder Dithranol, beide mit Salicylsäure. Diese sollten für etwa sechs Wochen 2 bis 3 mal täglich angewendet werden. Nach Aufweichen der Papillome erfolgt die Entfernung vom Fußspezialisten. Bei der keratolytischen Behandlung kommen Krems, Gel und Lösungen mit Salicylsäure zum Aufweichen der obersten Hornschicht für Menschen mit Diabetes mellitus nicht infrage, um mögliche Hautreizungen mit Folgen und Austrocknung zu vermeiden.

Nach erfolgloser Anwendung der oben genannten Hausmittel ist zwingend eine ärztliche Konsultation erforderlich. Verschiedene Methoden kommen dann zur Entfernung der Papillome zum Einsatz wie zum Beispiel Kryotherapie (Vereisung mit flüssigem Stickstoff) zur Einfrierung der gutartigen Wucherungen, Elektrokoagulation (Abtragung der Papillome mithilfe von Strom zur Unterbrechung der Blutversorgung), Photodynamische Therapie, Laserbehandlung in Lokalanästhesie zur Eintrocknung. Die letzte Option ist die operative Abtragung der Papillome bei örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie).

 

Fallbericht

Abb-1

Abb.1 – Am linken distalen Unterschenkel besteht eine ausgeprägte Papillomatose bei einer 72- jährigen Frau mit Diabetes Typ I nach Wundrose (Erysipelrezidiv) mit bräunlicher Pigmentierung und stark geschwächtem Immunsystem.

Abb2

Abb. 2 a – Die Abbildung zeigt eine typische, massive großflächige blumenkohlartige zerklüftete grau bis hautfarbene Papillomatose.

Abb3

Abb. 2 b – Die multiplen exophytischen Wucherungen weisen eine beetartige Anordnung auf.

Unsere Autorin

MR-2

Dr. med. Renate Wolansky
Fachärztin für Orthopädie, Sportmedizin, Naumburg