Reibungstoleranz der Haut erhöhen

Reibungstoleranz der Haut erhöhen


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Bild: www.freepik.com

Blasen sind schmerzhaft, vermiesen jede sportliche Aktivität und machen auch danach noch tagelang Probleme. Deswegen sollte die Haut robust genug sein, die zugemutete Belastung auch auszuhalten. Dafür lässt sich bereits vor der „heißen Phase“ einiges tun, um die Füße vorzubereiten und die Haut abzuhärten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Reibungstoleranz der Haut zu erhöhen und Blasen zu verhindern.

 

Rechtzeitig anfangen

Wer ganz spontan plant, kann immerhin noch ein gutes Notfall-Kit zusammenstellen, um Erste Hilfe an den Füßen leisten zu können. Doch ratsamer ist es, schon früh mit der wirklichen Abhärtung der Haut zu beginnen. Als Faustregel für den Aufbau einer robusteren Oberhaut gilt mindestens ein Hauterneuerungs-Zyklus von rund 28 Tagen.

Das ist auch angenehmer: Je früher das Abhärten beginnt, desto langsamer können Reize aufgebaut und die Haut abgehärtet werden. Allerdings sind die Ergebnisse anfangs eher gering, sodass die Gefahr der Blasenbildung im Ernstfall steigt oder Verletzungen entstehen können, die im schlechtesten Fall nicht mehr ausheilen.

Es gibt mehrere Behandlungsfelder, um die Haut robust und widerstandsfähig zu machen:

 

1. Abhärten mit Gerbstoffen

Um die Haut zu festigen und den Zellaufbau anzuregen, eignen sich besonders gerbstoffhaltige Fußbäder und Pflegeprodukte:

  • Tägliche Fußbäder mit schwarzem, grünem oder Salbeitee sind überall zu haben, kostengünstig und einfach zuzubereiten.
  • Wer weitere medizinisch wirksame Zusätze nutzen möchte, kann Hamamelis, Propolis und Eichenrinde in Zubereitungen für Bäder oder Hautpflege verwenden.
  • Sanfter wirken Produkte mit Granatapfel und Traubenkernöl, die ebenfalls Polyphenole enthalten, aber weniger reizend sind und sich für Allergiker eignen.
  • Bürstenmassagen oder Abreibungen mit harten Frotteehandtüchern vor dem Bad auf trockener Haut regen die Gewebeproliferation zusätzlich an. Im Anschluss nur trockentupfen, denn es soll kein Peelingeffekt entstehen.

 

2. Wenig Angriffsfläche bieten

Blasen entstehen an Reibungspunkten, aber auch Übergänge zwischen Hautzonen (zwischen verhornten und unverhornten Arealen), natürliche Hautfalten und unelastische Haut bilden Angriffspunkte. Deswegen sollte die Haut fest, elastisch und ohne starke Kantenbildung sein. Verschiebungszonen (z. B. am Großzehenballen oder an der Ferse zwischen Hornhautzone und Achillessehnenansatz) müssen so bearbeitet sein, dass der Übergang keine Probleme macht. Das ist gar nicht so einfach, und erfordert Erfahrung in der Biomechanik des Abrollvorgangs und in der Hornhautbearbeitung.

Mit Hautpflege wird die Haut so präpariert, dass die Oberfläche so glatt und elastisch wie möglich wird. Hirschtalg und Murmeltierfett sind bewährte Pflegezusätze, die einen Schutzfilm bilden, der Reibung reduziert und feste Haut geschmeidig hält. Über mehr als ein Jahrhundert bewährt hat sich dafür auch der GEHWOL FUSSKREM. Für Tierfreunde sind Produkte mit Silikon (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (INCI): Dimethicone) oder Mineralölanteil (INCI: Petrolatum, Paraffinum liquidum) geeignet, die einen glättenden Film auf der Haut bilden.

 

3. Hitzeentwicklung beobachten

Wärme, Schwitzen und Anschwellen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Blasen. Auch Pflege kann Stauwärme provozieren. Hier hilft beobachten, um das Fuß-Klima dementsprechend zu regulieren (Schuhe, Strümpfe, ggf. schweißregulierende Pflege, okklusive, gleitfilmbildende Produkte absetzen).

 

4. Schuhe und Zubehör ausgiebig testen

Dass Schuhe eingetragen werden müssen, versteht sich von selbst. Aber auch weiteres Zubehör sollte ausprobiert und ausgiebig getestet werden. Strümpfe dürfen nicht rutschen, Falten schlagen, einschneiden, Bündchen an ungünstigen Stellen haben. Tape-Schutzpflaster sollten unter verschiedenen Feuchtigkeitsstufen getestet werden, dürfen sich nicht ablösen oder an den Kanten schneiden. Polster, Gelkissen, Druckschutz etc., die im Schuh oder auf der Haut getragen werden, müssen sich unter Extrembedingungen bewähren.

 

Nutzen für die Podologie

Es gibt tatsächlich internationale Podologinnen und Podologen, die sich auf Spitzensport und auf die Blasenvermeidung spezialisiert haben. Was in unserer deutschen Praxisrealität eine eher untergeordnete Rolle spielt, ist dabei für die spezielle Zielgruppe der Sportler bzw. Profisportler mitunter erfolgsentscheidend. Maßnahmen zur Hautabhärtung sind für uns Fußprofis deswegen nicht nur ein weiterer Baustein im Praxis-Portfolio und erschließen eine neue Zielgruppe, sondern auch im Privatleben nützlich.

 

Unsere Autorin

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Anja Stoffel 
Physiotherapeutin und Podologin B.Sc. und sek. HP 
Fachdozentin und Praxisanleiterin für Berufe im Gesundheitswesen, Karlstein 
www.podovision.de
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