Wohlfühlambiente trotz hygienischer Anforderungen


Wohlfühlambiente trotz hygienischer Anforderungen

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Bild : pressfoto | freepik.com

Die Arbeit der professionellen Fußpflege unterliegt einer Vielzahl von hygienischen Anforderungen, um eine Keimübertragung mit der einhergehenden Infektionsgefahr zu vermeiden. Gleichzeitig sollen sich Kundinnen und Kunden während des Aufenthaltes in der Praxis sowie bei der mobilen Fußpflege wohlfühlen. Dies in Einklang zu bringen, ist im Alltag nicht einfach, aber alles andere als unmöglich.

 

Viele Hygiene-Anforderungen

Im Jahre 1847 bemerkte der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis, dass das tödliche Kindbettfieber häufiger bei Frauen auftrat, die von medizinischem Personal unterstützt wurden, als bei Frauen, die von Hebammen betreut wurden. Der Grund dafür war, dass die Mediziner häufig spontan zu Autopsien gerufen wurden. Als sie zurückkamen, machten sie weiter, ohne sich die Hände zu waschen. Nach der Beobachtung von Semmelweis bestand Verbesserungspotenzial bei der Hygiene in Krankenhäusern.

Seit der Entdeckung von Semmelweis hat sich in der Hygiene im Gesundheitswesen viel getan. Heute benennt zum Beispiel § 36 Infektionsschutzgesetz (IfSG) Maßnahmen zur Vermeidung übertragbarer Krankheiten. Dies wird durch das Gesundheitsamt jährlich geprüft. Podologen sollten sich gut vorbereiten und die Maßnahmen berücksichtigen. Insgesamt sind die nötigen Maßnahmen und die Anforderungen an die Ausstattung enorm umfangreich, wie der nicht vollständige Überblick zeigt:

  • Wisch- und desinfizierbarer Fußboden (Fliesen, Parkett etc.) – tägliche Feuchtreinigung wegen möglicher Kontamination
  • Fußpflegestuhl mit desinfizierbarer Oberfläche (Wischdesinfektion)
  • Schrank/Vitrine zur Aufbewahrung von (sterilen) Instrumenten und Materialien
  • Lupenleuchte
  • Fräsgerät mit Staubabsaugung und/oder Nasstechnik
  • Keine Deponierung von Lebensmitteln im Arbeitsraum
  • Handschuhe zum Schutz vor Chemikalien
  • Aufbereitete Instrumente als Sterilgut beschriften, trocken und staubfrei lagern.
  • Tupfer, Pflaster, Wundverband in Originalverpackung, Erste-Hilfe-Kasten
  • Schild: Diabetiker und Bluter bitte melden, z. B. auf kleiner Tafel mit Kreide
  • An den Händen darf sich kein Schmuck befinden und kein Nagellack oder künstliche Fingernägel.
  • Händedesinfektion nach jeder Behandlung, ein „Touch less“ Spender ist sehr empfehlenswert.
  • Einmaltüten zum Schutz der Fußbadewanne verwenden.
  • Abfalleimer mit Müllbeutel und Fußbedienung
  • Stichsichere Abwurfbehältnisse für Skalpellklingen
  • Handwaschbecken im Behandlungsraum mit Flüssigseife, Einmalhandtücher und Abwurfbehälter

Für die Instrumenten-Hygiene sieht die Krinko-BfArm-Empfehlung1 des Robert Koch Instituts folgende Aufbereitungsschritte vor:

  1. Vorbereitung
  2. Reinigung
  3. Abbürsten der verhornten Teilchen
  4. Zwischenspülung im Tauchbad
  5. Desinfektion im Ultraschallbad, danach die Instrumente wieder spülen
  6. Gute Trocknung mit Zellstofftüchern
  7. Prüfung und Instandhaltung, also auch ölen der Gelenke
  8. Eintüten in Sterilisationsfolien
  9. Dokumentieren mit Datum
  10. Sterilisieren bei 134 Grad Celsius
  11. Lagerung am besten im UV-Fach

Grundsätzlich sollen alle Hygienemaßnahmen im Hygieneplan aufgelistet werden und dieser sichtbar an der Wand hängen. Um der Keimverbreitung entgegenzuwirken, nutze ich in meinem Praxisalltag einen Kittel mit langem Arm, eine Plastikschürze bei vermehrter Staubentwicklung, Nitrilhandschuhe, ein Visier, Mütze aus Baumwolle. Die gesamte Arbeitskleidung sollte bei 60 bis 90 Grad Celsius mit Hygienespüler waschbar sein. Wund- und Hautdesinfektionsmittel fallen unter das Arzneimittelgesetz (AMG) und sind nach dem Öffnen mit einem Hinweis zum Datum des Anbruchs zu beschriften.

Bei Hausbesuchen braucht es eine ausreichende Anzahl an sterilen Sets und Einmalhandschuhen. Zum Transport von Instrumenten empfehlen sich bruch- und stichsichere Lock-Boxen und Zip-Beutel. Diese können mit einem Klebestreifen beschriftet werden: sterilisierte/benutzte Instrumente. Die Arbeitskleidung und der Kittel werden erst vor Ort, etwa im Pflegeheim angezogen, dort auch wieder ausgezogen und täglich gewechselt.

 

Das können Sie für ein Wohlfühlambiente tun!

Bei so vielen hygienischen Maßnahmen entsteht die Frage, ob sich Kundinnen und Kunden überhaupt wohlfühlen können. Das sichtbare Durchführen von Hygieneregeln fördert das Vertrauen, da die Behandlungsräume ordentlich und sauber wirken. Vertrauen als eine Grundvoraussetzung für Wohlempfinden und Entspannung entsteht auch, wenn mit dem Aufhängen der Podologie-Urkunde, z. B. in einem schönen Bilderrahmen, die Fachkunde für jeden ersichtlich wird.

Darüber hinaus lassen sich in der Praxis viele Ideen umsetzen, die ein entspannendes Ambiente schaffen. Hierzu zählt beispielsweise die Beleuchtung. Indirektes Licht und/oder ein schöner Blickfang sorgen für Entspannung. Auch Musik kann das Wohlbefinden fördern. Es gibt mittlerweile sehr schöne Hintergrundmusik wie Vogelgezwitscher oder Meeresrauschen. Dabei gilt es, nichts allzu Aufdringliches abzuspielen. Auch zu laute Musik kann kontraproduktiv werden. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie doch ihre Kundin oder ihren Kunden, ob die Lautstärke ok ist oder ob die Musik lieber ausgestellt werden soll.

Vielfach untersucht wurde der Einfluss von Duft auf den menschlichen Körper. Düfte gelangen über die Nase ins Gehirn, genauer das „limbische System“2. Dieses System ist eine Region des Gehirns, die für das seelische und körperliche Wohlbefinden von Bedeutung ist. Von hier aus werden unter anderem Gefühle oder das emotionale Verhalten gesteuert. Organische sowie emotionale Prozesse besitzen also im limbischen System eine gemeinsame Steuereinheit. Dies erklärt, warum Düfte sich auf das körperliche Wohlbefinden positiv auswirken können.

Mit einem angenehmen Duft lassen sich nicht nur mögliche Gerüche der Desinfektion von Oberflächen nivellieren, sondern grundsätzlich das Ambiente optimieren. Das funktioniert mit ganz einfachen Tricks. Wie wäre es mit einem Aroma-Frischetuch? Tragen Sie dafür beispielsweise ein ätherisches Öl auf ein Zellstofftuch auf. Durch die Befeuchtung mit Wasser entfaltet sich der wohltuende Geruch. Warum nicht einen Weichspüler mit dem Lieblingsduft verwenden? Oder als Behandler die Hände mit einem Duftöl einreiben. Verwenden Sie Fußbäder, die angenehm riechen, um unangenehmen Gerüchen entgegenzuwirken. Übrigens: Abfallbeutel gibt es beispielsweise auch mit Lavendelduft.

Bei längeren Behandlungen biete ich gern ein Glas Wasser, Tee oder Kaffee an. Auch eine Kuscheldecke ist manchmal angenehm gerade bei Fußmassagen. Allerdings erfordert vermehrter Abrasionsstaub, dass diese Decken bei 60 Grad Celsius waschbar sind. Ebenfalls für längere Behandlungen geeignet ist interessanter Lesestoff: Hier gebe ich je nach Bedarf und Interesse meine Bücher über Fußgymnastik oder auch Fachzeitschriften wie die FUSSPFLEGE AKTUELL heraus. Gerade bei Leuten, die viele Fragen zu bestimmten Fußthemen haben, gebe ich passende Flyer raus: Diabetiker-Tipps, eingewachsene Nägel oder Fußreflexzonenmassage.

 

Quellen

1 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Downloads/Medprod_Rili_2012.pdf?__blob=publicationFile

2 FUSSPFLEGE AKTUELL, 2-2018, Seiten 22-23: Im Bann der Düfte

Unsere Autorin

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Anja Stoffel 
Physiotherapeutin und Podologin B.Sc. und sek. HP 
Fachdozentin und Praxisanleiterin für Berufe im Gesundheitswesen, Karlstein 
www.podovision.de
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