Preiskalkulation und Businessplanung

Preiskalkulation und Businessplanung

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Bild:  Andrey Popov | stock.adobe.com

Wer selbständig ist, trägt selbst Verantwortung für die eigenen wirtschaftlichen Entscheidungen, denn das Risiko wird bis auf wenige Rechtsformen mit dem Privatvermögen „versichert“.

Das hört sich erst einmal unattraktiv an - nichtsdestotrotz macht sich die Mehrheit der Podologinnen und Podologen selbständig.

Wie entwickelt man in einem praktischen Tätigkeitsfeld ohne eine Ausbildung in Wirtschafts-Themen ein gutes Händchen für Geld?

 

Kalkulation des Behandlungspreises

Kein Thema wird so heiß diskutiert wie der Behandlungspreis! Und egal wie dieser ausfällt - es gibt immer Kollegen, die teurer oder günstiger sind, Patienten, denen der Preis nicht passt und jemanden mit guten Ratschlägen, der es allgemein besser weiß und anders machen würde.

Was tun?

 

Perspektivwechsel: Preise aus Sicht der GKV

Wenn jede Praxis ihren ganz individuellen Behandlungspreis kalkulieren würde, kämen sehr unterschiedliche Werte dabei heraus. Arbeitet jemand beispielsweise in Räumen zuhause und setzt nur eine geringe Miete an, kann die Behandlung dementsprechend privat subventioniert und günstig angeboten werden. Aber ist das sinnvoll?

Eine bessere Kalkulationsgrundlage ist es, die Behandlungsqualität in den Vordergrund zu stellen, und den Mehrwert durch die medizinische Fachausbildung immer mit einzuberechnen. Immerhin war die Ausbildung die erste, vorweggenommene Betriebs-Investition, auch wenn vielleicht nicht jeder Patient im gleichen Maß von ihr profitiert.

Als Referenzwert für den Behandlungspreis sollte mindestens die Vergütung der Krankenkasse dienen. Dieser ist aus Sicht der GKV das Minimum, um „wirtschaftlich, ausreichend und zweckmäßig“ zu sein. Nach oben hin ist alles offen, beispielsweise wenn der Anspruch höher als „zweckmäßig“, und die Leistung nicht gerade nur „ausreichend“ ist.

 

Knausrig gründen

Umgekehrt macht es Sinn, vorausschauend zu planen und das Budget für die die fixen, dauerhaft anfallenden Betriebskosten so knapp wie möglich zu halten. Eine große Praxis ist zwar repräsentativ und schön, aber jeder Quadratmeter macht Arbeit und kostet dauerhaften Unterhalt. Außerdem müssen nicht alle Erstinvestitionen perfekt sein. Investitionen sind auch zu einem späteren Zeitraum im laufenden Betrieb sinnvoll. Wer an den Ausgaben spart und Investitionen smart aufteilt, kann sicherer, schneller und dauerhaft erfolgreicher ein sattes Plus erwirtschaften.

 

Arbeitszeit ist nicht unbedingt die Zeit, die Einnahmen bringt

Ein Blick auf die „ertragreiche Arbeitszeit“ im Vergleich zur realen Zeit, die für den Betrieb aufgewendet wird, kann ernüchternd sein. Denn rund um die Behandlung fallen viele unbezahlte Tätigkeiten an, die durch den Betrieb verursacht werden und deswegen in die Kalkulation eines Stundenlohnes für das Unternehmer*innengehalt mit einbezogen werden müssen. Denn was nutzen beste Betriebsergebnisse, wenn die gesamte Lebenszeit dafür draufgegangen ist?

Selbst wenn man keinen exakten Überblick über den eigenen Stundenlohn hat, gilt der Grundsatz:

Je zeitaufwendiger die unbezahlten Tätigkeiten sind, desto höher muss die Vergütung der bezahlten Stunden am Patienten sein, um ein Defizit zu verhindern.

 

Die eigenen Stellschrauben kennen und nachjustieren

Jeder Plan sollte regelmäßig angepasst werden. Wenn Krisen drohen oder Veränderungen anstehen, hilft ein Blick auf die zahlreichen Steuerungsmöglichkeiten, mit denen Selbständige handlungsfähig bleiben.

Schnelle Mittel zu einem besseren Betriebsergebnis sind:

  • Ausgaben reduzieren (Betriebsausgaben prüfen, günstige Alternativen suchen, sparsam und mit reduzierten Mitteln arbeiten, Investitionen vertagen)
  • Zeit straffen (Schlagzahl erhöhen, Behandlungszeiten mit Puffern kommunizieren)
  • Höherpreisige Behandlungen priorisieren (Werbung & Terminvergabe)
  • Behandlungspreise anpassen
  • Verkäufe / Zusatzeinnahmen gezielt fördern
  • Optimale Raumauslastung und Untervermietung
  • Werbung und Öffentlichkeitsarbeit verstärken

 

Zusammenfassung

Die gute Nachricht ist: man muss kein BWL-Genie sein, um erfolgreich eine Podologiepraxis zu führen. Um nicht nur einen angemessenen Unternehmerinnenlohn zu verdienen, sondern zusätzlich mit Rücklagen das private Risiko von Krankheit und Krisenzeiten abzusichern, müssen die wichtigsten Kennzahlen stimmen. Wenn die Einnahmen durch angemessene Behandlungspreise, die aufgewendete Zeit und die Ausgaben, die der Betrieb verursacht, im Gleichgewicht sind und Überschüsse für Rücklagen produzieren, ist eine Praxis erfolgreich.

Unsere Autorin

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Anja Stoffel
Physiotherapeutin und Podologin B.Sc. und sek. HP
Fachdozentin und Praxisanleiterin für Berufe im Gesundheitswesen, Karlstein
www.podovision.de
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