Mukoide Dorsalzyste

Mukoide Dorsalzyste

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Bild: Peter Vahlersvik | stock.adobe.com

Tumore am Fuß kommen in der Regel selten vor. Sie können sich aus allen Gewebeschichten der Haut entwickeln. Die meisten Weichteiltumore sind benigne (gutartig). Bei einer mukoiden Dorsalzyste handelt es sich um einen gutartigen Weichteiltumor an Zehen- oder Fingerendgliedern.

 

Historisches

Erstbeschreiber der Pseudozyste am Zeh war 1883 der amerikanische Dermatologe Dr. James Nevius Hyde (1840 – 1910).

 

Ursachen

Pseudozysten entstehen häufig durch entzündliche oder degenerative Prozesse an Zehen- oder Fingerendgelenken. Ursächlich kommen verstärkte Druck- und/oder Scherkräfte bei vorliegenden Zehen- oder Fußdeformitäten mit zunehmenden Schwachstellen in der Gelenkkapsel und chronischen Reizzuständen bei entzündlichen Grundkrankheiten wie z. B. Rheuma, Gicht (Podagra, dt. Fußgicht), weiterhin Arthrose oder Traumata in Betracht.

 

Anatomische Grundlagen

Der gutartige, unter der Haut liegende, oftmals transparente, prallelastische Weichteiltumor ist mit visköser (gelartiger) Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere, gebildet von der inneren Membran der Gelenkkapsel) gefüllt und steht mithilfe eines Stiels mit dem betroffenen Zehen- oder Fingerendgelenk in Verbindung. Nach Abklingen der akuten entzündlichen Phase besteht temporär häufig eine verminderte Flüssigkeitsfüllung. Prädilektionsstellen sind paraartikulär (neben den Endgelenken) dorsale Endglieder der Zehen oder Finger (Abb. 1).

 

Klinische Symptomatik

Mukoidale Dorsalzysten betreffen mehr Frauen als Männer, vorwiegend zwischen dem 40. bis 60. Lebensjahr. Bei Volumenzunahme verursachen diese Pseudozysten heftige Schmerzen und Funktionseinschränkung beim Gehen und Laufen im festen Schuhwerk. Schmerzverstärkung tritt besonders durch Druck wie z. B. infolge unpassender Schuhe (zu hoch, zu spitz, zu eng, zu kurz), bei Hammer- (Digitus malleus), Krallen- (Digitus flexus) oder Reiterzehen (Digitus superductus), Spreizfuß (Pes transversus) oder Plattfuß (Pes planus) auf. Oftmals platzen die Pseudozysten, sodass es zu einem spontanen Flüssigkeitsaustritt kommt (Abb. 2). Durch Eindringen von Mikroorganismen kann die Gefahr einer Superinfektion bestehen.

 

Diagnostik

Bei der Inspektion fällt ein etwa haselnussgroßer prallgefüllter Weichteiltumor am streckseitigen Endglied der Zehe oder Finger auf. Die darüber liegende Haut erscheint verdünnt und ähnelt einer Brandblase. Mithilfe einer Diaphanoskopie kann mit einer aufgelegten Lichtquelle - z. B. einer Taschenlampe - die Zyste gut durchleuchtet werden. Konventionelle Röntgenaufnahmen kommen zum Ausschluss ossärer (knöcherner) Veränderungen infrage. Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgt bei Verdacht auf einen weiteren Tumor, Tophi (Gichtknoten), Fremdkörper oder Traumata. Letztlich kann zur Abklärung eine Biopsie (Probeentnahme von Gewebe) zur histologischen Untersuchung durchgeführt werden.

 

Therapie

Wichtig ist die Mitbehandlung der vorliegenden Grundkrankheit. Des Weiteren sind auslösende mechanische Faktoren bei bestehenden Zehen- und/oder Fußdeformitäten zeitnah mithilfe von orthopädieschuhtechnischen Hilfsmitteln wie orthopädischen Maßeinlagen, orthopädischen Zurichtungen an Konfektionsschuhen oder orthopädischen Maßschuhen zu beseitigen. In der akuten entzündlichen Phase sind kurzzeitig Entlastung (Immobilisation) z. B. im Vorfußentlastungsschuh, Einnahme von Antiphlogistika (schmerz- und entzündungslindernde Mittel) und Kryotherapie oder kalte Umschläge hilfreich. Wiederholte Punktionen unter sterilen Kautelen oder manuelles nicht vertretbares Ausdrücken der Flüssigkeit führen häufig zum Rezidiv.

Zur vorübergehenden Schmerzentlastung können auch spezielle Druckschutzpolster aus elastischem Polymergel eingesetzt werden – je nach Fuß- bzw. Zehendeformität und Lokalisation der Dorsalzyste zum Beispiel GEHWOL Hammerzehenpolster G, GEHWOL Zehenteiler GD, GEHWOL Zehenspreizer G, GEHWOL Korrekturring G oder GEHWOL Zehenschutzring G. Polymergel hat zahlreiche Vorteile zur Herstellung einer konsequenten Druckentlastung.

  • Die passgenaue Verarbeitung sorgt für einen hohen Tragekomfort.
  • Hochelastisch und dreidimensional formbar – so werden Druck und Reibung verhindert.
  • Shore-Härten sind abgestimmt auf unterschiedliche Druckbelastungszonen am Fuß.
  • Das Material ist klar, geruchlos, nicht toxisch, hypoallergen und dermatologisch getestet.
  • Eingearbeitetes Paraffin-Öl pflegt und reduziert Hornhaut.
  • Polymer-Gel-Artikel sind wieder verwendbar und können handwarm gewaschen werden.
  • Strapazierfähig und länger haltbar im Vergleich zu günstigen Silikon-Produkten.
  • Gesicherte Qualität: Alle Artikel sind geprüfte Medizinprodukte mit CE-Kennzeichnung.

Für die regenerative Hautpflege und Hautschutz am Zeh kann zum Beispiel GEHWOL med Nagel- und Hautschutzcreme mit Panthenol, entzündungshemmendem Bisabolol, pflegendem Weizenkeimöl sowie pilzhemmenden Inhaltsstoffen eingesetzt werden.

Indikationen für eine chirurgische Intervention sind:

  • Rezidiv
  • Hochelastisch und dreidimensional formbar – so werden Druck und Reibung verhindert.
  • Größenzunahme
  • Vorliegende Funktionseinschränkung

Eine erfolgreiche Option ist die chirurgische Totalexstirpation (Totalentfernung) der Pseudozyste mit Unterbindung des Stiels.

Eine bereits vorliegende Superinfektion erfordert, mithilfe eines Wundabstrichs zur Erreger- und Resistenzbestimmung, zunächst eine lokale und bei systemischer Infektion zeitgleich eine antibiotische Therapie, um gegebenenfalls eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) zu verhindern. Behandlungen vom Fußprofi sind bis zum Abheilen der Wunde kontraindiziert.

 

Fallbeispiel

52 Jahre alte Frau mit schmerzhafter, rezidivierender mukoider Dorsalzyste bei vorliegenden ausgeprägten Spreizfüßen.

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Abb. 1: Mukoide Dorsalzyste (Pseudozyste) am Endgelenk der 2. Zehe gefüllt mit gelartiger Flüssigkeit

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Abb.2: Spontane Entleerung der zähflüssigen Synovia (Gelenkschmiere)

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Abb.3: Zustand nach Behandlung der Pseudozyste mit Pyolysinsalbe und regelmäßigen sterilen Wundverbänden mit entwickeltem Granulationsgewebe

Unsere Autorin

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Dr. med. Renate Wolansky
Fachärztin für Orthopädie, Sportmedizin, Naumburg