Hautschutz für Behandler: Schäden vermeiden und strapazierte Haut regenerieren


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Die Arbeit im Gesundheitswesen ist eine Strapaze für die Haut. In der Fußbehandlung sind die Hände nicht nur ständiger Desinfektion ausgesetzt. Dazu kommen das okklusive Handschuhtragen, Reinigungsmittel-Kontakt, Händewaschen und obendrein noch die Verletzungsgefahr durch Kontakt mit Klingen, Drahtspitzen und Papier. Auch alle anderen freiliegenden Hautpartien und die Schleimhäute von Augen und Nase sind teilweise kontaminiertem Fräs-Staub und dem Sprühnebel der Nasstechnik ausgesetzt. Um die Belastung so gering wie möglich zu halten und Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist Hautschutz existenziell.

 

Hautschäden vorbeugen

Schon das Reinigen der Haut reicht aus, um den Hydrolipidfilm aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Regeneration der Hautbarriere braucht nach einem normalen Händewaschen mehrere Stunden. Je nach Quelle finden sich Angaben zwischen einer und bis zu fünf Stunden bei gesunder Haut. Geschädigte oder ältere Haut braucht wesentlich länger. Wie stark wird unsere Haut durch drei bis vier Desinfektionen in jeder Arbeitsstunde, und im Anschluss durch das feuchte, aufquellende Klima in den Handschuhen aus dem Gleichgewicht gebracht?

Eine „echte“ Regeneration sieht jedenfalls anders aus. Deshalb sollte der erste Schritt sein, Störfaktoren zu reduzieren. Je weniger die Haut Reizungen ausgesetzt wird, desto weniger muss sie geschützt werden. Was bedeutet das für die Praxis? Alle Prozesse, die die Haut gefährden, sollten regelmäßig auf hautfreundliche Alternativen überprüft werden. Dazu zählen:

  • Händewaschen: Eine Schaum-Reinigung erfordert weniger Reinigungsmittel. Ein Syndet ist hautfreundlicher als Tenside oder Seifen. Nur bei sichtbaren Verschmutzungen waschen, eine Desinfektion (ohne Waschen) ist vorzuziehen.
  • Händedesinfektion: Rückfettung prüfen. Auch andere Produkte testen, oder sich Empfehlungen von Kolleginnen und Kollegen geben lassen.
  • Umgang mit Desinfektion und Reinigungsmitteln: Die „dicken“ Schutzhandschuhe sind Pflicht bei allen Arbeiten mit Lösungen, ebenso die Schutzbrille. Alternativ kann auf die Schnelle eine große Greifpinzette zum Bestücken des Ultraschalls genutzt werden. Auch für Reinigungsarbeiten und die Nachbereitung des Raumes sollten Schutzhandschuhe getragen werden.
  • Gefährdende Arbeiten: Draht bearbeiten, Instrumente trocknen, Skalpellarbeiten – jeder hat sich hier schon verletzt, erst recht, wenn es stressig wurde und superschnell gehen musste. Da es für Fußbehandler keine „Schnittschutzhandschuhe“ wie in anderen Berufen gibt, ist es bei gefährdenden Arbeiten wichtig, sich die nötige Zeit zu nehmen und mit Bedacht zu arbeiten.
  • Augen- / Mund-Nasen-Schutz: Je weniger Material im Raum vernebelt, desto geringer sind Augenreizungen; vor groben Partikeln schützt die Schutzbrille, vor feinem Staub und Feuchtigkeit vor allem die Reduktion der Schleifarbeiten. Davon profitieren auch Patienten, weil gute Bearbeitung mit Handinstrumenten die mechanische Belastung durch das Schleifen der Haut reduziert.
  • Bedeckte Körperpartien erfordern weniger Reinigung: Auch ein hochgeschlossener Kasak und eine Kopfbedeckung sind wichtige Schutzmaßnahmen.

 

Anzeichen strapazierter Haut

Die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie beschreibt die Entwicklung von Hautschäden folgendermaßen:

„Berufsdermatosen“ sind Hauterkrankungen, die durch die Arbeit entstehen oder verschlimmert werden. Etwa 90 % der beruflich verursachten Hauterkrankungen sind Ekzeme, wobei überwiegend Hände und Unterarme betroffen sind…

Ekzeme sind Zeichen einer Hautreaktion, die häufig mit trockener Haut, Juckreiz und kleinen Hautrissen beginnt und dann zunehmend durch Rötung, Bläschen, Nässen, Schuppenbildung und Vergröberung der Hautfältelung (Lichenifikation) sichtbar wird. Die Hautfunktionen werden stark eingeschränkt, sodass wichtige Schutzmechanismen, wie der Schutz gegen Einwirkung von Stoffen und Gemischen, Keimen oder Parasiten, außer Kraft gesetzt werden…

Verschwinden die Anzeichen nicht an einem arbeitsfreien Wochenende oder treten sie wiederholt auf, muss konsequent behandelt werden. Zudem sollten umgehend Präventionsmaßnahmen eingeleitet oder verstärkt werden. Ansonsten kann nicht mehr rechtzeitig eingegriffen und die berufsbedingte Hauterkrankung verhindert werden.“ 1

 

Hautschutz- und Pflegemittel

Hautschutz und Hautpflege sind zwei verschiedene Dinge. Die Bezeichnung „Hautschutzmittel“ ist geschützt und darf nur für nachweislich wirksame Hautschutzmittel verwendet werden. Obwohl die Prüfkriterien nicht abschließend standardisiert sind, handelt es sich dennoch um speziell konzipierte Produkte, die einen Schutzfilm bilden, Feuchtigkeit abschirmen und damit das Aufquellen der Haut und das Eindringen von Fremdstoffen verhindern. Er wird vor Arbeitsbeginn und auch nach Pausen aufgetragen.

Eine Pflege hingegen soll in die Haut eindringen, sie geschmeidig machen und regenerieren, fehlende Bausteine ersetzen oder deren Bildung anregen. Pflege sollte so häufig wie möglich genutzt werden, was zwischen unseren ganzen „Hand-Arbeiten“ gar nicht so einfach ist. Hier hilft Routine: Wer sich z. B. angewöhnt, immer nach dem Instrumente-Einlegen eine Portion Pflege aufzutragen, hat bereits eine regelmäßige Anwendung erreicht.

 

Resümee

So wie wir zurecht ungehalten über pflegemuffelige Patienten sind, so sollten wir uns selbst die Ohren langziehen, wenn wir in der Alltagshektik die falschen Prioritäten setzen und die eigene Arbeitssicherheit vernachlässigen. Zum Glück lassen sich drohende Schäden mit konsequenter Pflege „ausbügeln“, bevor sie zu einer Berufsdermatose werden: Hautschutzmittel vor Arbeitsbeginn verstärken die Schutzbarriere, und möglichst häufig angewendete Pflegeprodukte helfen, oberflächliche Reparaturen im Hydrolipidfilm vorzunehmen. Mehr Informationen und Handlungsempfehlungen zum Thema gibt es bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. 2

 

Quellen:

  1. https://sicheresarbeitenimlabor.de/dokumente/vorschriften/a023.pdf
  2. https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/themen/gesund-im-betrieb/gesunde-haut

Unsere Autorin

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Anja Stoffel 
Physiotherapeutin und Podologin B.Sc. und sek. HP 
Fachdozentin und Praxisanleiterin für Berufe im Gesundheitswesen, Karlstein 
www.podovision.de
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